Donnerstag, 14. April 2016

WER HAT, DER NIMMT SICH....

Da gibt es in den Staaten diesen jungen Mann. Nennen wir ihn mal Jeff. Jeff also hat sich den "Social Experiments" verschrieben.
Will heissen: Jeff tut in aller Öffentlichkeit ungewöhnliche Dinge und hält die Reaktionen der Passanten mit versteckter Kamera fest.

Das eben erst im TV gesehene Beispiel hat mich wirklich berührt. Und hat in mir (mal wieder!)eine leichte Aggression einer gewissen Spezies von Mitmenschen gegenüber aufsteigen lassen.





Folgendes:

Jeff hat sich sein Jackett über und über mit Ein-Dollar-Scheinen beklebt. Und ein Kartonschild geschrieben:

"Nimm dir, was du brauchst" 

So ausgestattet schlendert Jeff also durch die Strassen einer amerikanischen Grossstadt. Ihr könnt es euch denken: Er bleibt nicht lange unentdeckt.

Eine junge Wasserstoffblondine (Typ Vorzimmerdame) im chicen Kostümchen und auf Highheels daherstöckelnd, die teure Designerbag in der Armbeuge spazierentragend, pickt sich sichtlich amüsiert einen Dollarschein nach dem andern von Jeffs Jacke. Eine ganze Handvoll.
Auf Jeffs irritierte Frage hin, ob sie das Geld denn wirklich brauche, meint sie fröhlich:
"Aber ja doch! Ich hab gleich einen Termin im Nagelstudio!"

:o/

Ein paar Schritte weiter dann bereichert sich ein dicklicher Herr in Anzug und Krawatte nicht weniger ungeniert an Jeff. Sein Erscheinungsbild lässt nicht mal den Hauch einer Ahnung aufkommen, dass er minderbemittelt sein könnte.
Jeff erkundigt sich erneut: "Brauchen sie das wirklich?"

"Ja wenn's doch gratis ist? Warum soll ich es mir nicht nehmen??"

Aha.

Nächste Szene: 
Jeff entdeckt einen am Strassenrand sitzenden Obdachlosen mit seinem Hund und wird nun selber aktiv:

"Möchten sie sich ein paar Scheine nehmen?"

Sichtlich überrascht steht der Obdachlose auf und nimmt sich zwei Dollarscheine.

"Ist das nicht ein bisschen wenig?" erkundigt sich Jeff. "Können sie nicht mehr brauchen?"

"Das reicht für mein Essen heute" antwortet der Obdachlose.

"Aber sie müssen morgen doch auch essen!" kontert Jeff.

"Nein, danke, das ist genug! Es gibt bestimmt noch mehr Menschen, die ein paar Dollar nötig haben!" 

Sagt's, setzt sich wieder an seinen Platz und knutscht seinen Hund. 

  o o o o o o o o o o o o 


Ich denke, jedes weitere Wort erübrigt sich.....

Habt's fein, ihr Lieben!

Herzliche Grüsse! 




Samstag, 9. April 2016

ALLES NICHT SO EINFACH

SAMSTAG.

Synonym für: 
  • Ein bisschen später aufstehen als unter der Woche
  • Viel Zeit für Stallarbeit, Frühstück anner Tanke, Ausreiten durch die wunderbare Natur, auch wenn der Frühling heute Pause macht (Kalt. Bise. Nieselregen. Und grade deshalb trotzdem so schön!!)
  • 1x pro Monat eine kurze Sitzung beim Coiffeur (heute! Neue Frisur! Dazu vielleicht ein anderes Mal mehr. ;oD)
  • Und: Zeit für den grossen Wocheneinkauf
Den haben wir soeben hinter uns gebracht. Was weiter ja kein besonderes Ereignis wäre, nüchwahr? Aber angeregt durch Anna's neuesten Post (hier lang, bitte!)und die Tatsache, dass sie in einem ihrer Kommis darüber staunt, wie konsequent die FrauBahnwärterin und ich in unserem Konsumverhalten sind, hat mich dazu veranlasst, wieder mal ein paar Gedanken dazu in Worte zu fassen.

Wer jetzt "Ochnöööö!! Nicht schon wiiieder!!" denkt und die Augen 'gen Himmel rollt, der möge bitte das Kreuzchen oben rechts anklicken. (Apfelanwender alternativ den roten Punkt oben links in der Ecke. Danke.) ;oD

Einkaufen und Konsumieren im Allgemeinen also.
Für viele ein Reizthema.
Im Gespräch mit andern stelle ich immer wieder fest, dass man subito in die Öko-Fuzzy-Ecke gestellt wird, sobald man sich als Bio-Käufer outet. Man hat Glück, wenn dann nur das Argument "Viel zu teuer!" ins Feld geführt wird. Eine Bekannte hat sich letzthin dahingehend geäussert, dass Bio sowieso in den meisten aller Fällen ein Fake sei, das einzig dazu diene, allen Dussligen dieses Planeten mit dem Hang zum Weltverbessertum das Geld aus der Tasche zu ziehen. Die volle Verarsche sei das also. 

Ich gestehe: Ich kann das wirklich nicht kontrollieren. Wenn Bio draufsteht und das entsprechende zertifizierte Siegel die Verpackung ziert, dann glaube ich einfach, dass Bio drin ist. Und wenn ich Produkte aus regionalem Anbau kaufe bin ich mir doch ziemlich sicher, dass sie aus der näheren Umgebung kommen und nicht aus Timbuktu.
Da muss ich dann einfach ein gewisses Mass an Vertrauen walten lassen.
Kaufe ich Brot beim Bäcker im Dorf meine ich doch annehmen zu dürfen, dass der nicht irgendwelche "E's" in den Teig knetet. Und wenn ich Margarine in den Einkaufswagen schmeisse, die aus "40% reiner schweizer Butter und schweizer Rapsöl" und sonst gar nichts besteht, dann....aber ihr wisst schon, was ich meine.

So umweltverträglich wie möglich zu konsumieren ist eine wirklich schwierige Geschichte und ist, ich geb's ja zu, ab und an von einer gewissen Frustration geprägt. Kleines Beispiel? 

Ich wollte heute kaltgepresstes, biologisches Sonnenblumenöl für die Ponys erstehen. Die brauchen ein wenig Unterstützung im Fellwechsel, weil der sehr an ihren Energien zerrt. Es gab ein paar Sorten Schweizer Sonnenblumenöl, die waren aber alle raffiniert. Und genau das sollte es nicht sein. Also musste ich, wohl oder übel, zu einem kaltgepressten Bio-Öl aus dem Ausland greifen (zumindest steht da hinten drauf: aus ausländischem Bioanbau, in Umstellung auf Schweizer Bioanbau). Und immerhin kommt's in der Glasflasche daher, das Öl.

Seuffzzzzz..... Mit jedem abgehakten Punkt auf der Einkaufsliste wird die Anzahl an eingegangenen Kompromissen mehr. Einkaufen mit gutem ökologischen Gewissen ist manchmal echt schwierig und verlangt einem ein gewisses Mass an Flexibilität ab.
Bio-Peperoni aus Italien, oder lieber dann doch gar keine Peperoni?
Chicorée aus der Schweiz, der dann aber wahrscheinlich aus dem Treibhaus kommt? Und offene Lebensmittel, die man selber in mitgebrachte Dosen und Taschen abfüllen kann sucht man bei uns (noch?) grossmehrheitlich vergeblich. Sogar wenn ich den Käse an der Frischtheke kaufen möchte hat der hinterher mehr Verpackung drum (dünnes beschichtetes Papier PLUS eine Papiertüte!), als wenn ich ihn abgepackt aus dem Regal nehme. "Wir müssen das aus hygienischen Gründen so!" die Erklärung der Mitarbeiterin Verkauf.
Hei-ei-ei......

Allerdings bin ich wieder ein bisschen versöhnt, wenn ich Urdinkel-Teigwaren im Einkaufskorb hab, die hier 300 Meter Luftlinie von unserem Haus entfernt entstanden sind. Bio-Freilandeier aus Luzern. Pilze aus meinem Wohnort. Käse aus dem Nachbarort. Oder aber Seife, die eine liebe Mitbloggerin von Hand gesiedet hat.(Hab allerdings letzthin festgestellt, dass da Palmöl drin ist. Verdammt.) 

Was ich allerdings überhaupt nicht gelten lasse ist das Argument mit dem Preis. Denn wenn man sich wirklich Gedanken macht zu seinem Konsum und darauf achtet, WAS man kauft, WIEVIEL man davon kauft (nämlich nur so viel, wie man wirklich in den nächsten Tagen wegputzen kann!) und OB man das alles effektiv BRAUCHT, was man sich in den Einkaufswagen packt, dann wird man zum eigenen grossen Erstaunen feststellen, dass man tatsächlich WENIGER Geld ausgibt.
Wir sind der lebende Beweis dafür!

Was ich aber eigentlich damit sagen wollte?
Naja: Es ist oft ein anspruchsvoller Job, sich den Titel 

"Konsument mit konsequentem Verhalten in Bezug auf seinen ökologischen Anspruch"

zu verdienen....! ;oD

Ohne dabei radikal, fanatisch, intolerant oder ökofuzzig rüberzukommen. 
Denn damit würde man ja die ganzen Mitmenschen erschrecken und in die Flucht schlagen, die man gerne für die eine oder andere Idee in Sachen Umwelt- und Tierschutz gewinnen oder deren Blick man für den eigenen ökologischen Fussabdruck schärfen möchte.....



Habt einen gemütlichen Sonntag,
herzliche Grüsse!


....und heute mal ohne Bildchen!